Die nächste SCB-Transferpleite – Giancarlo Chanton bleibt in Genf
Giancarlo Chanton ist Servettes aufregendstes Verteidigertalent, kennt das Bernbiet aus einer längeren Ausbildungszeit in Langnau und hätte perfekt zum SCB gepasst: Bereits ein bestandener defensiver Leitwolf, der diese Saison von Genfs Schweizer Abwehrspielern nach Tim Berni (nächste Saison bei den ZSC Lions) am zweitmeisten Eiszeit (16:30 Min. pro Partie) schultert. Er bestätigt aktuell die grossen Fortschritte der letzten Saison, wird Ende November erst 23, ist soeben für das Vierländerturnier in Tampere aufgeboten worden, hat sein Potenzial nach wie vor nicht ausgereizt und sein immenses Talent bei drei Junioren-Titelturnieren und 79 Nachwuchs-Länderspielen eindrücklich gezeigt. Er kann der nächste Raphael Diaz werden.
Intensiv hatten sich die Berner bei seinem Agenten Sven Helfenstein bemüht. Aber es war so, wie es schon zu oft war: Die SCB-Sportabteilung gibt sich redlich Mühe und hat noch grössere Mühe. Immer wieder zeigt sich der Nachteil der Doppelspitze: Bei allen anderen Klubs verhandelt der Sportchef mit allen Kompetenzen und was er sagt, das gilt. In Bern ist Untersportchef Diego Piceci an allen Fronten aktiv. Er kann auch überzeugen, den SCB gut präsentieren und verkaufen, findet den richtigen Ton und geniesst den Respekt der Agenten.
Aber am Ende jedes Gespräches muss er resigniert sagen: «So sehe ich das, so machen wir es. Aber ich muss das jetzt halt noch mit dem Plüssi besprechen.» Obersportchef Martin Plüss hat in allen Transferdingen das letzte Wort und bis er zu einer Entscheidung kommt, vergehen ein paar Tage und während diesen Tagen unterschreibt der umworbene Spieler halt bei der Konkurrenz.
Natürlich ist Giancarlo Chantons Prolongation in Genf mit einer Lohnerhöhung verbunden. Aber die grösste SCB-Transferflaute seit dem Wiederaufstieg am grünen Tisch (1986) ausgerechnet in einer bereits seit fünf Jahren andauernden Phase des Neuaufbaus ist keine Frage des Geldes. Die Geldspeicher in Bern sind gut gefüllt.
Diese SCB-Transferflaute ist der absurden Doppelspitze der SCB-Sportabteilung geschuldet – mit einem jungen, begeisterungsfähigen und in Verhandlungen überzeugend auftretenden Untersportchef und einem zaudernden, zögernden, alles immer und immer wieder abwägenden und dann nochmals hinterfragenden, analysierenden, abwartenden, auswertenden, prüfenden, durchleuchtenden, untersuchenden, unter die Lupe nehmenden, schwankenden, nachfragenden, neu beurteilenden, zuwartenden und unschlüssigen Obersportchef. Alle Spielerverträge in Bern müssen vom Unter- und Obersportchef unterschrieben werden.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
-
Er ist
-
Er kann
-
Erwarte
Der Irrtum gehört zum Transfergeschäft. Auch durch tage- und wochenlanges Abwägen, Zaudern, Zögern, Hinter- und Nachfragen, Analysieren, Durchleuchten oder Prüfen kann ein Irrtum nie ganz ausgeschlossen werden. Und ein Sportchef muss in diesem Geschäft halt die Kritik aushalten, wenn er sich mal irrt. Im Gegenzug kann er sich an den gelungenen Transfers erfreuen. Allerdings nur, wenn er welche macht.
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